Eine aktuell verbreitete Massen-Mail behauptet, ab 1. April 2011 sollten homöopathische Arzneien verboten werden. Andere sagen, Heilpflanzen werden ab 1. April 2011 verboten sein. Die Pharmazeutische Industrie wolle auf diese Weise die Alternativmedizin ausschalten. Ein Aprilscherz?

Hingewiesen wird auf unterschiedliche Links: 1. eine Petition der EFN, 2. Artikel von Gaia Health, Schall und Rauch und weiteren Quellen, 3. eine Information der ANH, Alliance for Natural Health. Eine besser recherchierte und selten verlinkte Information liefert die ANME, Association for Natural Medicine in Europe. Keiner dieser Links hat irgendetwas mit homöopathischen Arzneimitteln zu tun! Ja, es gibt jede Menge Probleme mit der Zulassung homöopathischer Arzneimittel, aber etwas anders als hier dargestellt. Wir mögen es nicht sehr, wenn einige die Homöopathie verwenden, um Aufmerksamkeit für völlig andere Anliegen zu gewinnen. Was ist dahinter? Nacheinander:

Zu 1.: Die Petition der EFN thematisiert eine Änderung deutscher Gesetze, die Nahrungsergänzungsmittel als „gesetzliche Hintertür“ für angebliche oder wirkliche Arzneimittel schließen möchte. Die Informationen der EFN sind im Prinzip solide. Zu Nahrungsergänzungsmitteln kann man unterschiedliche Auffassungen haben. Große Mengen angereicherter Vitamine und sonstiger künstlich konzentrierter Naturstoffe haben sich in Studien der Pharma-Industrie, die hier einen potenziellen Markt sah, auch schon als gesundheitsschädlich erwiesen. Auch die Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel sind schon längst eine eigene Lobby. Wie schon bei den Falschmeldungen zum Codex Alimentarius, scheinen einige darauf zu setzen, sogenannte Verschwörungstheoretiker für sich zu instrumentalisieren. Zu dieser Kategorie gehört die EFN nicht. Vor dem Hintergrund einer gesetzlichen Überregulierung im Namen des Verbraucherschutzes kann sich ungeachtet kontroverser Wirtschaftsinteressen jeder frei entscheiden, den Appell zu unterschreiben. Ansonsten hält auch die ANME auf dem Laufenden.

Zu 2 und 3: Die Artikel von Gaia Health und Schall und Rauch haben wir nicht verlinkt, da schon der Titel mit der Behauptung eines generellen Verbots von Arzneipflanzen ab April 2011 irreführend ist. Solider ist schon die Information der ANH und besonders die der ANME. Hier geht es nicht um ein deutsches Gesetz, sondern um die europäische „Richtlinie zur Verwendung traditioneller und pflanzlicher Medizinprodukte“. Diese europäische Richtlinie beschreibt ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren für pflanzliche Arzneimittel, für die mindestens 30 Jahre sichere Anwendung, davon mindestens 15 Jahre in der EU dokumentiert sind. Die vereinfachte Marktzulassung ist nur möglich, wenn keine tierischen und mineralischen Komponenten enthalten sind. Vereinfachung bedeutet, einfacher als chemische Arzneimittel. Der Nachweis von 30 Jahren sicherer Anwendung ist jedoch viel komplexer als sich dies anhört, da heute völlig andere Dokumentationsstandards als vor 30 Jahren gelten und damalige Dokumentationen häufig nicht anerkannt werden. Die Türen bleiben damit nur für wenige Arzneipflanzen geöffnet. Für die „Block Buster“, die Marktrenner der Heilpflanzen – da lassen sich die hohen Zulassungskosten bezahlen.

Betrifft dies die Homöopathie? Nein. Für homöopathische Arzneimittel gelten wieder andere Regelungen.

Der Trend ist jedoch der Gleiche: Permanent steigende Anforderungen an Unbedenklichkeitsnachweise und Marktzulassung, damit verbunden exorbitant steigender Aufwand der Hersteller. In der Folge verschwinden tausende Arzneimittelspezialitäten, die weniger große Umsätze erzielen, sang und klanglos – sind für den Kunden nicht mehr erhältlich. Innovation ist unter diesen Bedingungen schon gar nicht möglich. Alles dies vollzieht sich im Namen der Sicherheit des zu schützenden (dümmst anzunehmenden?) Verbrauchers und der Schaffung eines einheitlichen europäischen Wirtschaftsraumes.

Wir setzen auf den mündigen Bürger und dessen gesundheitliche Selbstbestimmung.

Sprechen Sie Politiker Ihres Wahlkreises auf die Problematik an!